Der valencianische Barde, der mit seinem Debüt viel Lob (CD des Monats im Folker) erhielt, legt mit 'Katá' sein zweites Album vor. Seine charismatische, tiefe Stimme, die den Hörer sofort an Meer und Flamenco denken läßt, wird diesmal begleitet von Flamencogitarre und arabischen Percussion-Instrumenten. Rhythmischer und direkter als sein Vorgänger 'Orgànic' zeigt 'Katá' die verschiedenen mediterranen Einflüsse, die sich in der Hafenstadt Valencia über die Zeiten vermischt haben. Miquel Gils Stimme erwächst wie die Früchte, die der Orangenbauer nach ökologischen Prinzipien anbaut und u.a. nach Deutschland exportiert, direkt aus der Erde seiner Heimat Valencia. Mit seinem letzten Album „Orgànic“ (Sonifolk, 2002) begann Miquel eine neue Etappe seiner Musikerlaufbahn und erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie z.B. „Bestes Album in Katalan“ (Premios Enderrock). Auf Katá hat er all das, was „Orgànic“ auszeichnet weiter vertieft: „Er hat Zeit gehabt nachzudenken und sein mediterranes Umfeld zu beobachten und zu studieren und zum Teil schon vergessene Klänge, Lieder und Zeichen von Identität aufzugreifen. Es ist ein Werk für jedes Publikum, ergreifend, weil es uns zeigt, welche musikalischen Schätze uns umgeben, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.“ (Jordi Turtós). In Katá entdeckt er die Erdschichten der Levante, Andalusiens, Mallorcas und Kataloniens, die er auf seiner Reise über das spanische Mittelmeer und seinen Küsten betrachtet. Bei seinen Ausflügen nach Nordafrika, Griechenland und in die Türkei betrachtet er die Nähe und Verwandtschaft von Kulturen, die sich immer kritisch beobachteten. Miquel betrachtet die verschiedenen Stile wie Granainas und Fandangos, Gnawa, Jotas, Rembetika, Picados mallorquines, Boleros, Bergtänze, ungerade türkische Rhyhtmen und andere ohne Vorbehalte, steckt diese in einen Raum und eine CD und macht daraus ein kammermusikalisches Großereignis. Erstaunlich ist dabei, wie Miquel Gil es mit seiner musikalischen Erfahrung und natürlichen Herangehensweise versteht, durch Musik dem Hörer, Landschaften und Stimmungen bildlich vor Augen zu führen. Die Worte von Miquel Gil könnten dabei nicht klarer sein: “Die mediterrane Musik hat insgesamt drei Scheitelpunkte, [...] den Raï, die Rembetika und den Flamenco. 50 km entfernt von meiner Heimat beginnt der Cante Jondo und der andalusische Teil unseres musikalische Erbes ist mit dem Flamenco verwandt. Ich glaube nicht an die Undurchlässigkeit der traditionellen Musik, die Musik wurde schon immer umspült von verschiedenen Einflüssen. Die Mestizaje ist keine Erfindung von uns, sondern existiert schon seit vielen Jahrhunderten [...] Valencia ist der Südbahnhof, das Ende der nördlichen Linie und der Beginn des Südens. Wir teilen gleichviel mit der mallorquinischen Kultur wie mit Andalusien, mit den Griechen und der kastilischen Tradition. Je mehr Abschottungen es in der traditionellen Musik gibt, desto schlechter.” (Ausschnitt eines Interviews von Miquel Gil mit David Alcácer für estaciontierra.com) Die ausgiebige Arbeit des Sammelns und Neuerfindens von traditionellen Motiven hat aus dem Cantautor (zu deutsch: Liedermacher) Miquel Gil in “Orgànic” den Cantaor (Bezeichnung der Flamenco-Sänger) in Katá gemacht. Das weite musikalische Feld, das Katá abdeckt, spiegelt sich auch in den mitwirkenden Musikern wieder. Mit dabei sind u.a. der aus Sevilla stammende Gitarrist Raúl Rodriguez (Martirio), der für die Flamencoklänge zuständig ist, der durch L´Ham de Foc bekannt gewordene Eduard Navarro, der mit seinem Spiel auf der Dolzaine und anderen Blasinstrumenten schon seine eigene Marke geschaffen hat, Diego López, ebenfalls Mitglied von L´Ham de Foc, der mit seinem subtilen und präzisem Spiel jedem der 11 Stücke eine eigene Farbe gibt und Xavi Lozano (Eliseo Parra, Lídia Pujol), der sein Genie und seine Magie auf verschiedenen Aerophonen mit exotischen Namen entfaltet. Gastauftritte von Carles Belda (Pomada) und Pep Toni Rubio (Música Nostra) zeigen, welche Wertschätzung Miquel Gil mittlerweile unter den spanischen Musikern geniesst. Wie auf “Orgànic” hat Miquel auch dieses Mal wieder Gedichte von jungen katalanischen Dichtern vertont und schafft dadurch eine Brücke zwischen den alten Traditionen und der greifbaren Aktualität. Egal ob poetisch, konkret, metaphorisch, alltäglich oder rätselhaft, Miquel trifft immer den richtigen Ton um über Fahnen und Grenzen, besoffene Monde und unter Drogen stehende Sonnen, Abründe und Regenschauer, Liebesdinge und die Nachricht auf dem Mobiltelefon, die Mohnblume, den Hahnengesang, die Augen von tiefen Gewässern, das Galoppieren eines arabischen Hengstes oder den unter der Baumrinde versteckten Fluss zu singen. “Katᔠist das Werk eines Musikers, der aus der populären mediterranen Musik Spaniens nicht mehr wegzudenken ist.